Zum Inhalt springen

Wie eine Salatbowl entsteht

Es gibt so viele Möglichkeiten, ein keramisches Werk herzustellen, wie es Töpferinnen und Töpfer gibt. Zur Formgebung kann man – unter Anderem - den Ton mit den bloßen Händen formen, verflüssigten Ton in Gipsformen gießen oder auf der Töpferscheibe drehen. Und die Oberfläche lässt sich durch Glasieren, Bemalen oder mit Drucktechniken gestalten, um nur einige Beispiele zu nennen. Zuletzt bietet sich eine Fülle von Brenntechniken an – Holzfeuer-, Gas- und Elektroöfen sind dabei die grundsätzlichen Feuerungstypen.

Nachfolgend möchte ich in groben Zügen darstellen, welchen Herstellungsweg ich bei der türkisblauen und maigrünen Glasur gehe (diese beiden Farben haben meine alkalischen Glasuren). In den gleichen Arbeitsschritten, mit denen ich eine Salatbowl herstelle, entstehen auch meine anderen Objekte mit diesen Glasuren.

Damit meine Darstellung nicht ausufert, verzichte ich dabei auf einige Details, Zwischenschritte und Differenzierungen.

1. Der Drehvorgang

.

Zunächst drehe ich die Schüssel auf der Töpferscheibe. Erst muss der Tonbatzen so beruhigt werden, dass er nicht mehr eiert. Um das zu erreichen, übt man mit den Händen von oben und von der Seite kräftig Druck aus. Dann forme ich den Boden aus, und zuletzt werden die Wände hochgezogen. Die Seitenwand wird dadurch dünner, dass ich sie zwischen meinen Zeigenfingern „einzwänge“ und die Finger dabei vom Fuß des Gefäßes nach oben hochziehe.

2. Abdrehen

. .

Jetzt warte ich ungefähr einen Tag, der Ton ist dann soweit getrocknet, dass seine Konsistenz etwa so wie Butter ist (aus dem Kühlschrank). Dann ist er gut fürs „Abdrehen“, eine Art Fräsvorgang, für den man geschärfte Metallwerkzeuge verwendet. Beim Abdrehen erhält vor allem der Fuß seine endgültige Form. Wenn die Bowls abgedreht sind, stelle ich sie ins Trockenregal.

3. Engobieren

.

Nach ein paar Tagen sind meine Werkstücke ganz trocken und ich kann ans Engobieren gehen. Engoben sind flüssige Überzüge, die in ihrer Zusammensetzung recht ähnlich zu Ton sind. Bei meiner Kristallserie verwende ich eine schwarz gefärbte Engobe für den Fuß der Objekte. Jetzt aber möchte ich Salatbowls mit türkiser und maigrüner alkalischer Glasur herstellen. Dafür setze ich eine weiß gefärbte Engobe ein. Sie agiert wie eine weiße Leinwand, und durch sie wird später die Glasur viel leuchtender als wenn ich sie direkt auf den hellgrauen Ton auftragen würde.
Zunächst schütte ich die Engobe innen hinein, schwenke ein bisschen (nicht ganz so LariFari wie es hier klingt) und gieße sie aus. Dann fasse ich das Objekt am Fußring und tauche es in den Eimer mit der Engobe. Jetzt ist die Schüssel bereit für den ersten Brand.

4. Schrühbrand

Nun werden die Bowls das erste Mal gebrannt, und zwar bei 970°C. Dannach ist der Ton schon ziemlich stabil, aber immernoch porös. Dadurch kann die Glasur gut anhaften, aber der Glasurvorgang ist weniger heikel als mit ungebranntem Ton.

5. Glasieren

Beim Glasurauftrag gehe ich genauso vor wie beim Engobieren: erst innen schütten, dann außen tauchen. Der Auftrag der Glasur ist allerdings deutlich dicker als bei der Engobe. Bei Glasur und Engobe verdirbt man garantiert sein Objekt, wenn sie zu dünn oder zu dick aufgetragen sind. Daher muss deren Konsistenz über die Menge des zugesetzten Wasser genau eingestellt werden. Und auch die Zeiten beim Eintauchen oder dem Schüttvorgang müssen möglichst identisch eingehalten werden.

6. Glasurbrand

.

Dieser zweite Brand findet bei 1230°C statt. Bei solcher Hitze werden die Gesteinsmehle flüssig, aus denen jede Glasur überwiegend besteht, und sie bilden einen glasartigen Überzug, eben die „Glasur“. Außerdem kommt auch der Ton in die Nähe der Temperatur, bei der er zu schmelzen beginnt und selbst zu einer Art Glasur wird. Das beginnende Anschmelzen des Tones nennt man „Verglasen“. Man verdankt ihm, dass der Ton jetzt nicht mehr porös, sondern stabil und ganz wasserdicht ist und dadurch robust für den Alltag auch in der Spülmaschine.

Der Glasurbrand benötigt bei dem hier verwendeten eher kleinen Ofen ungefähr 24 Stunden. Bei sehr großen Öfen muss man aufgrund der langsamen Abkühlung manchmal eine ganze Woche warten, bis man das Ergebnis seiner Arbeit ohne verbrannte Finger in Händen halten kann.

7. Schlussbemerkung

Der hier geschilderte grundsätzliche Ablauf ähnelt sich bei allem, was ich produziere. Allerdings gibt es im Detail Abweichungen: Beispielsweise trage ich die Engobe bei größeren Objekten mit dem Pinsel auf. Hier erfolgt der Glasurvorgang dann auch am Spritzstand. Und bei den Kristallglasuren ist nur am Fuß eine Engobe, während die Glasur nach dem Schrühbrand ohne Engobe auf den Ton aufgetragen wird.